Ladina Jenny und Dario Caviezel: Verliebt, versilbert, verlobt

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Seit bald fünf Jahren auch privat ein Team: Dario Caviezel und Ladina Jenny. (Bild: Anthony Brown)

Erfolg im Sport, Glück in der Liebe: Nachdem Ladina Jenny und Dario Caviezel an den Weltmeisterschaften in Bakuriani beide Silber geholt haben, wagen sie als Paar den nächsten Schritt. Wie sie zueinanderfanden, weshalb sie sich als Snowboard-Alpin-Duo vermarkten – und wieso es mit dem Antrag erst im zweiten Anlauf klappte.

Eine bessere Vorbereitung auf das Leben als Paar hätte es nicht geben können. «Wenn eine Beziehung innerhalb eines Teams funktioniert, muss sie überall funktionieren», sagt Dario Caviezel. Der 28-jährige WM-Zweite im Parallel-Riesenslalom weiss, wovon er spricht. Im März feiert er das fünfjährige Beziehungsjubiläum mit Ladina Jenny, der 30-jährigen WM-Zweiten im Parallelslalom, die nicht nur Freundin ist, sondern auch Teamkollegin.

Die Liebe zwischen den beiden entstand schleichend, wie sie erzählen. Sie hätten einander schon immer gut gefunden, doch erst als Caviezel auch ins A-Kader aufgestiegen sei, habe sich «etwas entwickelt», sagt Ladina Jenny. Doch gerade die Glarnerin war am Anfang eher skeptisch. «Ich machte mir viele Gedanken über die Zukunft. Bei uns im Snowboard-Alpin-Team sind die Männer und die Frauen immer zusammen im Training und an den Wettkämpfen. Du kannst anderen schlecht aus dem Weg gehen.» Auch Caviezel war sich bewusst: «In einem Team eine Beziehung zu starten, ist heikel. Wenn es nicht klappt, wird es schwierig, dann ist die Stimmung im Team komisch.» Der Bündner nahm schliesslich das Herz in die Hand. Er sei der Mutigere gewesen, sagt der Bündner, «weil ich es wirklich wollte». 

Nach fünf gemeinsamen Jahren ist mehr als klar: Der Mut hat sich gelohnt. Seit drei Jahren wohnen die beiden gemeinsam in Wangen SZ; mittlerweile «verbringen wir fast 24 Stunden täglich zusammen». Jenny erachtet ihr anfängliches Zögern als charakteristisch. «Dario ist derjenige, der probiert und einfach einmal macht. Und ich bin die Überlegtere. Da ergänzen wir uns sehr gut.» Dass sie zueinander gehören, haben auch die Teamkolleginnen und -kollegen schnell akzeptiert. «Sie mussten sich daran gewöhnen, hatten wohl aber schon vorher gemerkt, dass da etwas im Busch ist», erzählen die beiden. Am Anfang seien sie ein «Chläbi-Pärli» gewesen, «richtig peinlich!», sagt Caviezel und lacht. Jenny denkt, dass man zu Beginn einer Beziehung «vielleicht ziemlich mühsam» für andere sei. «Aber jetzt ist das Ganze viel relaxter. Wir haben zwei verschiedene Rollen. Im Team sind wir einfach Kameraden.» Diese Rolle nehmen sie so authentisch ein, dass der neue Servicemann erst von der Liaison der beiden erfuhr, als im Team über ihre Verlobung gesprochen wurde. 

Als der Fünfer doch noch runterfiel 

Um die Hand angehalten hat, ganz klassisch, Dario – allerdings nicht ganz ohne Druck. «Bei jedem Pärchen, das heiratete, sagte Ladina: ‹Schau, sogar die!›», sagt Caviezel. Doch auch er wollte am gemeinsam definierten Plan festhalten: bis mindestens 2026 als Snowboard-Paar weiterfahren, irgendwann Kinder haben und zuvor noch heiraten. Dass im Leben nicht immer alles nach Plan läuft, merkte Dario Caviezel beim Antrag. Er wollte ihn eigentlich auf dem Wändlispitz machen. Der Tag sei bereits zuvor «etwas stressig» gewesen, doch das Paar nahm die Wanderung trotzdem in Angriff. Irgendwann geriet es auf den falschen Weg. «Bei Ladina ging es wegen der Höhenangst nicht mehr. Wir mussten vor dem Gipfel abbrechen.» Caviezels bitteres Fazit: «Mission gescheitert.» Der Ring blieb in der Tasche. Jenny verstand zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weshalb sich ihr Freund so sehr ärgerte. «Im Nachhinein ist mir auch klar, warum es ihn so sehr gestört hat.»

Ich hatte mir zuvor noch gedacht: Jetzt machen wir diese schöne Wanderung, die für uns eine so spezielle Bedeutung hat, und er denkt wieder nur ans Wandern.

Ladina Jenny

Den Plan vom Antrag auf einem Gipfel konnte Dario Caviezel zwei Wochen später doch noch umsetzen. Der zweite Versuch führte die beiden auf den Segnespass, der ihre Heimatkantone Glarus und Graubünden miteinander verbindet. «Oben angekommen, machte ich Ladina den Antrag. Es war noch schöner, als ich es mir gewünscht hatte.» Jenny tappte die ganze Zeit im Dunkeln: als ihr Partner sie unter einem Vorwand aus der Wohnung lockte; als er angab, für ein Nachtessen mit Kollegen nach Chur zu fahren – und nur das Gepäck in Flims deponierte, wo er ein Hotelzimmer gebucht hatte; und selbst dann noch, als er auf der Passhöhe zu reden begann. «Das fand ich sehr schön, doch der Fünfer fiel erst runter, als Dario vor mir auf die Knie ging. Ich hatte mir zuvor noch gedacht: Jetzt machen wir diese schöne Wanderung, die für uns eine so spezielle Bedeutung hat, und er denkt wieder nur ans Wandern.»

Konkrete Vorstellungen von der Hochzeit hat das Paar noch nicht. Um für die Planung genug Zeit zu haben – «ein Jahr wäre Ladina zu knapp» –, rechnen sie mit einer Vermählung im Jahr 2025. «Aber vielleicht findet die zivile Trauung auch schon im kommenden Herbst statt, damit an den Heim-Weltmeisterschaften 2025 im Engadin bereits zwei Caviezels am Start stehen», so Jenny, die den Namen ihres Partners annehmen wird. Was zur Folge haben müsste, dass ihr Ledigname Jenny seltener für ihren Vornamen gehalten wird. Dario Caviezel sieht für sich noch einen anderen, nicht ganz ernst gemeinten Vorteil: «Ladina Caviezel – dann ist sie endlich eine Bündnerin!»

Sie vermarkten sich auch als Paar 

Obwohl die beiden vorerst noch mit unterschiedlichen Nachnamen unterwegs sind, vermarkten sie sich bereits als Snowboard-Couple. Nach den Weltmeisterschaften im Februar 2023 in Georgien, wo beide mit 0,26 Sekunden Rückstand auf die Erstplatzierten Silber geholt hatten, nahm die Idee einer gemeinsamen Vermarktung Fahrt auf. Sie fanden einen gemeinsamen Kopfsponsor und gastierten als Paar im «Sportpanorama». Als Silber-Duo liefern sie Stoff für die People- und für die Sport-Rubrik gleichermassen. «Insbesondere nach den Weltmeisterschaften merkten wir, dass zunehmend Anfragen für uns beide kamen», sagt Ladina Jenny. Das wollen sie nutzen.

Zum Teil habe ich das Gefühl, dass das Skifahren auf ein Podest gestellt wird. Doch wir alle trainieren genau gleich viel, auch wenn uns gegenüber manchmal das Gefühl zum Ausdruck gebracht wird, wir würden weniger tun.

Dario Caviezel

Enttäuschung darüber, als Paar attraktiver zu sein für Sponsoren und Medien, herrscht keine, im Gegenteil: «Es geht immer noch um uns, und unser Sport steht immer noch im Vordergrund», sagt Caviezel. Jenny ergänzt: «Es ist etwas Spezielles und für uns in einer Randsportart eine Möglichkeit, etwas mehr herauszuholen.» Die beiden sind sich bewusst, dass ihre Medienpräsenz eine andere wäre, hätten sie statt eines Bretts zwei Latten unter den Füssen wie die alpinen Skirennfahrerinnen und Skirennfahrer. Damit zu kämpfen hatten sie nie. «Es war nie anders», sagt Jenny. Die Einfachheit ihrer Sportart – «eigentlich geht es nur links, rechts, links, rechts» – sowie die Duelle Frau gegen Frau und Mann gegen Mann faszinieren Jenny und Caviezel immer noch Tag für Tag. Das Leben eintauschen? Keinesfalls. Nur eine Situation gebe es, so Caviezel, in der er hadere. «Wenn man Sponsoringanfragen verschickt und nicht einmal eine Antwort erhält, denkt man sich schon: Wenn ich bloss ein B-Kader-Skifahrer wäre… Dann bekäme man wahrscheinlich zumindest eine Rückmeldung.»

Dass im Ski Alpin mehr Preisgeld zu holen ist, stört das Snowboard-Paar nicht. «Ich sage immer, dass wir genug haben – und sie einfach zu viel», erzählt Caviezel mit einem Lachen. «Wenn ich ein Snowboard-Rennen gewinne, dann bekomme ich 12'000 Franken. Da musst du gut studiert haben, damit du im Monat so viel verdienst.» Doch abgesehen vom Geld und vom Ruhm fehle ihm eine gewisse Akzeptanz. «Zum Teil habe ich das Gefühl, dass das Skifahren auf ein Podest gestellt wird. Doch wir alle trainieren genau gleich viel, auch wenn uns gegenüber manchmal das Gefühl zum Ausdruck gebracht wird, wir würden weniger tun.» Trotzdem sagt Jenny: «Wir können nicht motzen. Wir können unser Hobby beruflich ausleben, machen, was wir am liebsten tun – und davon leben. Es ist wohl auch schön, dass dich nicht jeder auf der Strasse erkennt.» Es sei nie ihr Ziel gewesen, Millionen zu verdienen. «Wir wollten einfach snowboarden.»

Die Heim-WM 2025, das «absolute Highlight»

Das Snowboarden steht auch zu diesem Zeitpunkt im Jahr im Fokus. Heuer findet zwar kein Grossanlass statt, die Ziele für den Winter waren aber bereits vor dem Saisonstart klar definiert. «Wir haben beide noch keine Kristallkugel, weder eine kleine noch eine grosse. Es ist sicher unser Ziel, einen Schritt nach vorne zu machen und so konstant zu werden, um über eine ganze Saison hinweg der und die Beste zu sein.»

Bereits jetzt liegt auch auf den Snowboard- und Ski-Freestyle-Weltmeisterschaften 2025 im Engadin ein Hauptaugenmerk. Das Paar bezeichnet diese Titelkämpfe einstimmig als «absolutes Highlight». «Es ist wunderschön, wenn du etwas teilen kannst mit den Leuten, die dich schon lange begleiten», schwärmt Jenny. Auch in Bezug auf die WM 2025 sind die Zielsetzungen der beiden identisch: teilnehmen zu dürfen und im Optimalfall Edelmetall zu gewinnen. Auch welche Medaille sie am liebsten holen würde, ist für Ladina Jenny bereits klar: «Die goldene – die fehlt mir noch.»

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Dieser Artikel ist im «Snowactive» ersterschienen, dem Verbandsmagazin von Swiss-Ski.

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