«Langlauf und Triathlon sind aus meiner Sicht sehr nah beieinander»

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Mit mehreren Top-30-Resultaten hat Langläuferin Anja Weber in diesem Winter Fuss im Weltcup gefasst. Ihr Werdegang als Sportlerin ist aussergewöhnlich. Die junge Zürcherin verzeichnet bereits Medaillen von Schweizer Meisterschaften im Langlauf, Triathlon und Schwimmen in ihrem Palmarès. Mittlerweile konzentriert sich die 21-Jährige auf den Langlauf- und Triathlon-Sport. Ihr Ziel ist es, 2026 an den Olympischen Winterspielen in Mailand/Cortina und 2028 an den Sommerspielen in Los Angeles teilzunehmen. Im Interview stellt sich das SRF 3 Best Talent vor und spricht über die Herausforderung der Doppelbelastung.

Anja Weber stammt aus Hinwil ZH und ist dort aufgewachsen. Zunächst bestritt sie vor allem Schwimmwettkämpfe, bevor sie im Alter von acht Jahren mit Langlauf begonnen hat. Zum Triathlon kam sie schliesslich durch ihre Schwester. «Ich habe bereits früher sehr viel Sport gemacht, eigentlich noch viel mehr als jetzt. Dazu gehörte beispielsweise auch Biathlon, Kunstturnen oder Leichtathletik», so Weber, die neben dem Profisport auch noch mit einem 20%-Pensum bei der Belimo AG arbeitet.

Anja, würdest du dich als Langläuferin oder Triathletin bezeichnen?
Anja Weber: Diese Frage ist schon schwierig (lacht). Ich bezeichne es als Kombination. Im Winter bin ich Langläuferin und im Sommer Triathletin.

Was ist die grösste Challenge, damit man Spitzensport in zwei Sportarten betreiben kann?
Die Planung ist absolut zentral. Damit man eine gute Planung machen kann, ist die Definition von Zielen sehr wichtig. Denn die grösste Challenge ist es, dass man alles aneinander vorbeibringt und unter einen Hut bringt.

Leidet die Leistung in der jeweiligen Sportart unter der Doppelbelastung?
Ich sage immer: Es gibt Vor- und Nachteile mit dieser Doppelbelastung. Im Sommer mache ich beispielsweise weniger Rollski-Trainings als meine Teamkolleginnen. Dies fehlt dann ein wenig im Herbst. In den Zwischensaisons versuche ich dies zu kompensieren, indem ich viel Grundlagentraining mache. Andererseits betreibe ich die beiden Sportarten mit einer unglaublichen Freude und erlebe keine Langeweile im Training, denn ich habe immer Abwechslung. Dieser Spassfaktor ist für mich unglaublich wichtig.

Eine Herausforderung ist ebenfalls, dass du zweimal im Jahr in Form sein musst. Wie steuerst du dafür das Training?
Dies ist richtig. Ich mache nach der Langlauf und Triathlon-Saison immer eine Woche Pause, in welcher ich gar nicht trainiere. Danach starte ich mit Grundlagentraining, aber beginne dann relativ früh wieder mit intensiven Einheiten. Die Langläuferinnen fangen beispielsweise im Sommertraining erst später wieder mit Intervall-Trainings an. Ich bin da jeweils früher wieder in höheren Intensitäten unterwegs.

Welche Triathlon-Komponenten helfen dir besonders im Langlauf?
Ich denke, es ist die Abwechslung. Auch die Langläuferinnen trainieren im Sommer auf dem Rad oder zu Fuss. Es ist sicher von Vorteil, wenn man in diesem Bereich bereits sehr gut unterwegs ist. Die Sportarten sind aus meiner Sicht ohnehin sehr nah beieinander. Auch die Trainingsinhalte sind ähnlich. Ich mache in beiden Sportarten kurze wie auch längere Intervall-Trainings. Diese bewegen sich zwischen 20 bis 60 Minuten Belastung. Einzige Ausnahme ist vielleicht das Schwimmen: Dort arbeiten wir mehr mit steigernden Trainings.

Was ist für dich realistischer: Ein Olympiasieg im Langlauf oder Triathlon?
Auch dies ist eine sehr schwierige Frage. Es kommt wirklich auf den Tag und das Rennen an. Ich habe in beiden Sportarten bewiesen, dass ich über grosses Potenzial verfüge. Medaillen sind ein Ziel, aber für dies muss alles zusammenpassen. Ich würde eine Medaille in der einen Sportart auch nicht höher gewichten als eine Medaille in der anderen.

Fokus Langlauf: Du hast mit Nadine Fähndrich eine Top-Athletin als Teamkollegin. Schaust du bei ihr genauer hin?
Gerade im technischen Bereich kann ich viel von Nadine abschauen. Dort habe ich noch Luft nach oben. Die Technik-Inputs selbst kommen dann aber vor allem vom Coach. Aber es hilft bereits, wenn ich mit ihr mitlaufen kann. Nadine ist aber sehr locker drauf. Und wenn ich Fragen habe, kann ich auf sie zugehen.