Bella Berra – auf dem Gipfel mit Mathilde Gremaud

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Früher hat sie jede freie Minute hier verbracht: Mathilde Gremaud vor dem Gipfel von La Berra. (Bild: Swiss-Ski)

Sechs Bahnen und 20 Pistenkilometer hat das Skigebiet La Berra im Kanton Freiburg zu bieten – genug, um Mathilde Gremaud mit dem Skifieber anzustecken. Die heutige Slopestyle-Olympiasiegerin, die am Wochenende in Stubai zum Einsatz kommen wird, stand mit zwei Jahren zum ersten Mal in ihrem Heimgebiet auf den Ski. Und kehrt auch heute, 21 Jahre später, gerne an den Ort der Anfänge zurück.

Pommes frites und ein Sinalco: Fuhr Mathilde Gremaud früher zu Hause in La Berra Ski, stand das Menü bereits vor dem Besuch des Restaurants fest. Denn damit genoss das Heimgebiet der Freiburgerin eine gewisse Exklusivität in der Familie. «Waren wir an einem anderen Ort unterwegs, hatten wir immer einen Rucksack dabei und assen auf der Piste unser Sandwich», erinnert sich die Freiburgerin und lacht. 

Es ist daher wenig verwunderlich, verbrachte die Freeskierin mit ihrer «skiverrückten Familie», wie sie sagt, schon früher jede freie Minute in La Berra, dem Skigebiet oberhalb ihres Wohnorts La Roche im Kanton Freiburg. Dieses verfügt zwar gerade einmal über sechs Liftanlagen, doch genau das gefiel der heutigen Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Slopestyle bereits in Kindheitstagen besonders. «Es ist klein, aber für uns als Kinder fühlte es sich riesig an», erinnert sich die 23-Jährige. «Wir konnten überall hingehen, uns fehlte es an nichts.»

Ein Ort des Zusammenkommens

Weil sich das Skigebiet nur wenige Minuten vom Haus der Familie Gremaud entfernt befindet, das eingebettet in die drei Heimstätten der Grossmutter, des Onkels und der Tante liegt, durften die drei Töchter der Familie schon früh alleine losziehen. «Am Mittwochnachmittag fuhren uns die Eltern mit dem Auto zur Talstation. Wir mussten immer eine Uhr tragen, damit wir zum vereinbarten Zeitpunkt wieder dort waren.» Am liebsten, so erinnert sich die achtfache Medaillengewinnerin an X Games, fuhren sie und ihre zwei Jahre ältere Schwester erst dann los in Richtung Tal, wenn die Lifte bereits nicht mehr in Betrieb waren. «Dann hatten wir die ganze Piste für uns allein. Das war cool.» Und wenn genug Schnee lag, konnten sie mit den Ski sogar bis ins Tal nach La Roche fahren.

Die Beschaulichkeit des Skigebiets hat Gremaud schon früher aus einem weiteren Grund geschätzt. «Meine Schwester und ich gingen zu zweit hoch, und schon kurz darauf fuhren wir zu zehnt.» In La Berra kennt jeder jeden. «Es ist sehr familiär hier. Man traf immer jemanden, mit dem man unterwegs sein konnte.» Neidisch auf andere Kinder, die grössere Skigebiete vor ihrer Haustür antrafen, war sie deshalb nie. Ein solches Panorama wie in La Berra sucht man denn auch vielerorts vergebens: Vom Greyerzersee über das Drei-Seen-Land bis hin zu den Berner Alpen lässt sich auf dem Gipfel von La Berra gefühlt alles überblicken.

Auch deswegen kehrt Mathilde Gremaud bis heute gerne in ihr Heimskigebiet zurück – wenngleich im Winter wenig Zeit dafür bleibt. Umso mehr geniesst sie es, im Sommer mit dem Bike den Berg herunterzusausen. Die Sommermonate verbringt sie nach wie vor im Elternhaus in La Roche, «hier habe ich alles, was ich brauche – und viel Platz für all meine Ski und meine Bikes». Vier- bis fünfmal sei sie im Sommer sicher am Berg anzutreffen, erzählt sie. Sie hat auch immer mal wieder Freunde und Bekannte mitgenommen, die den Ort noch nicht gekannt hatten. «Wahrscheinlich habe ich das Gebiet etwa zwanzig Leuten gezeigt. Sie alle fanden es cool, herzig und sympathisch.»

Erste Sprünge im Kanton Freiburg

Obschon sie in Teenager-Tagen auch mal um halb sieben den Bus nahm, um auf dem Glacier 3000 oberhalb Les Diablerets an ihren Tricks zu feilen, sieht Gremaud die Anfänge im Freeski klar im heimischen Skigebiet. «Mein Cousin, der in Nendaz ein Ferienhaus besitzt, zeigte mir zwar da, wie ein 360 Flip geht», erinnert sich Mathilde. «Doch hier oben in La Berra bauten wir immer Schanzen und Kicker. Und zuhause in La Roche konstruierte ich jeweils in der Nacht mit einem Scheinwerfer Rails, die ich am nächsten Tag befuhr. Ich hatte damals keine Ahnung, dass es die Sportart Freeski gibt – ja, ich habe Freestyle gemacht, ohne es zu kennen.»

Heute gibt es in La Berra, wohl auch wegen der berühmten Tochter, einen kleinen Snow Park. Diesen könne sie nicht für ihr Training nutzen, sagt Gremaud. «Aber für die Kids ist es cool!» Doch nicht nur Kinder kommen auf ihre Kosten: Selbst Mathilde Gremauds Grosi ist mit 79 Jahren manchmal noch auf dem Gipfel anzutreffen. «Sie fährt mit dem Lift hoch und isst im Chalet Zmittag. Der Berg ist wirklich für jeden erreichbar – zum Glück. Die Aussicht ist halt wirklich schön!»

Diese konnte die siebenfache Weltcup-Siegerin im vergangenen Winter nur einmal geniessen. Die Wettkämpfe auf höchster Stufe finden in Übersee statt, in den französischen Alpen, in Asien und in Graubünden. Viele Möglichkeiten, neue Skigebiete kennenzulernen, die ausnahmslos grösser sind als das heimische – und damit viele Möglichkeiten, auch das schätzen zu lernen. «Mittlerweile finde ich fast jeden Ort zum Skifahren cool», sagt Mathilde Gremaud. «Aber hier ist mein Zuhause.»

La Berra

Kanton: Freiburg
Höhe: 1729 Meter über Meer
Anlagen: 6
Anzahl Pistenkilometer: 20 
Anzahl Pisten: 10
Swiss-Ski-Athletinnen: Mathilde Gremaud (Freeski), Noémie Kolly (Ski Alpin)

Links

Das ist eine Geschichte aus dem «Snowactive». 

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