«Ich bin froh, dass ich im Training schon viel Variation drin habe»

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Foto: Nordic Focus

Anfang Juni musste Niklas Hartweg einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. Weil er bei einem Bike-Sturz im Trainingslager in Österreich Bänderrisse am rechten AC-Gelenk (Gelenk zwischen Schulterdach und Schlüsselbein) erlitten hatte, war eine Operation unumgänglich. Im Interview gibt der 24-jährige Schwyzer ein Update zum bisherigen Reha-Verlauf – und er erzählt, welche Art von Trainingseinheiten er bereits wieder absolvieren kann.

Was waren deine ersten Gedanken nach dem verhängnisvollen Sturz vom Bike?

Niklas Hartweg: Zuerst war ich relativ emotionslos, weil die Diagnose nicht sofort vorlag. Aber wenn man dann im Warteraum des Spitals sitzt, dann drehen sich die Gedanken schon um die anstehende Saison und die möglichen Auswirkungen. Auch beginnt man sich damit zu beschäftigen, dass die Verletzung relativ schlimm sein könnte – und dies ausgerechnet vor der Heim-WM-Saison, auf die man schon so lange hingearbeitet hat. Ich war beim Warten im Spital den Tränen nah, um das Ganze verarbeiten zu können.

Wie beurteilst du deine bisherige Reha-Zeit? Befindest du dich im Fahrplan?

Einen expliziten Fahrplan haben wir nicht. Die Ärzte sprechen von drei bis vier Monaten, bis die Verletzung komplett ausgeheilt ist. Ich will mich aber nicht zu sehr an dem orientieren, ich will nichts erzwingen. Man kann die nächste Phase angehen, wenn man dafür bereit ist. Das Ganze ist ein natürlicher Prozess. Ich darf aber sagen, dass die Ärzte, das Physio-Team und auch ich selbst zufrieden sind mit dem bisherigen Reha-Verlauf. Ich kann mich aktuell mehr bewegen, als ich das zu Beginn gedacht habe.

Was kannst du aktuell trainieren, damit du in Sachen Physis möglichst wenig einbüssen musst?

Ich war bereits in der ersten Woche nach der Operation auf dem Ergometer, mittlerweile war ich schon ein paar Mal auf dem Rollski-Laufband – mit ruhigen Bewegungen des verletzten Arms. Joggen ist ebenfalls möglich, und ich kann – einarmig am Armkraftzuggerät – Krafttraining absolvieren. Ich bin froh, dass ich im Training schon viel Variation drin habe.

Ist es möglich, in irgendeiner Form auch Schiesstrainings zu absolvieren?

Wegen den Rückstössen, die für die operierte Schulter nicht optimal sind, warte ich nach Rücksprache mit unserer Trainerin Sandra Flunger noch zu. In Bezug auf das Schiessen habe ich relativ wenig Baustellen, weshalb wir den Fokus darauf gegen Herbst hin legen. Wir sind uns einig, dass wir nichts gewinnen, wenn wir zwei, drei Wochen zu früh mit dem Schiesstraining beginnen würden.

Besteht die Gefahr, dass man nach so einer Verletzung zu schnell zu viel trainiert, weil man stets das Gefühl hat, der Trainingsrückstand werde grösser?

Diese Gefahr besteht, denn der Trainingsrückstand, den man sich durch so eine Verletzung einhandelt, ist im Kopf präsent. Aber das ist Teil des Prozesses. Aufholen, was man verpasst hat, kann man nicht. Wenn man zu viel macht, dann besteht die Gefahr, dass der Heilungsprozess gemindert wird. Man darf den Prozess der Heilung nicht unterschätzen, denn er absorbiert viel Energie. Die Erholung darf keinesfalls zu kurz kommen.

Bist du während der Reha-Zeit allzu sehr auf dich alleine gestellt – oder sind einzelne Trainingseinheiten mit dem Team möglich?

Beim kommenden Trainingskurs des Teams im Juli in Otepää bin ich mit dabei. Wir haben das zusammen mit dem Trainer-Team angeschaut und sind zum Schluss gekommen, dass es trainingstechnisch Sinn macht, dort dabei zu sein. Ich kann in Estland mindestens so gut trainieren wie zuhause – und bin betreffend Physiotherapie bestens betreut. Es ist mental einfacher, sein Training im Umfeld des Teams zu absolvieren. Mir tut es immer gut, wenn um mich herum hart trainiert wird, denn so fühlt es sich auch für mich einfacher an, nochmals eine Extra-Schippe auf dem Ergometer draufzulegen.