Webtool Verletzungsprävention

Durch das Anwählen verschiedener Körperregionen in der Visualisierungsgrafik werden detaillierte Informationen über die Anatomie, Epidemiologie und Biomechanik der entsprechenden Strukturen präsentiert. Zudem finden sich Informationen dazu, wie durch gezielte Übungen Verletzungen erkannt und präventiv angegangen werden können.

Weiterführende Informationen

Was ist das Ziel dieses Webtools zum Thema Verletzungsprävention?

Das vorliegende Webtool Verletzungsprävention wurde durch die Forschungsgruppe Sportmedizin und der Universitätsklinik Balgrist in enger Zusammenarbeit mit Swiss-Ski entwickelt. Es bietet Nachwuchsskirennfahrerinnen und Nachwuchsskirennfahrern, Eltern sowie Trainerinnen und Trainern eine intuitive Informationsplattform rund um das Thema Verletzungsprävention. Das Webtool Verletzungsprävention umfasst zudem eine Vielzahl von Trainingsübungen, deren Wirkungsmechanismen mittels biomechanischer Grundprinzipien erklärt wird. Weiter werden den Nutzerinnen und Nutzern Testmöglichkeiten zur Verfügung gestellt, um ihren aktuellen Trainingszustand zu bewerten und individuelle Defizite aufzudecken. Die Bereitstellung von anatomischem Hintergrundwissen zu den wichtigsten Knochen, Muskeln und Bändern, sowie einem epidemiologischen Überblick über die Häufigkeiten bestimmter Verletzungen ergänzen das Informationsangebot dieser Website.

Wie wurde das Webtool entwickelt?

Der Grossteil dieses Webtool Verletzungsprävention wurde aus diversen Studien der letzten 10 Jahre im Bereich der Verletzungsprävention entwickelt. Es wurden insbesondere auf diejenigen Kernthemen den Fokus gerichtet, welche den aktuellen wissenschaftlichen Stand sportmedizinischer Präventionsmassnahmen widerspiegeln.

 

Präventionstraining

Die konkreten Übungen für das physische Trainingsprogramm im Bereich Prävention wurden mittels einer wissenschaftlichen Studie hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft. Es wurden zwei Gruppen miteinander verglichen: durchschnittlich 14-jährige Athletinnen und Athleten, die das Programm durchführten und eine Kontrollgruppe von gleichaltrigen Athletinnen und Athleten, die kein spezielles Training erhielt. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Reduktiontraumatischer Verletzungen (-30 %), sowie Überlastungsverletzungen (-33 %) bei denjenigen, die das Programm durchführten.(1) 

 

Epidemiologie

Um aufzuzeigen, wie häufig Verletzungen oder Befunde sind, wurden mehrheitlich Studien aus der Schweiz betrachtet. Im Folgenden finden sich einige Beispiele für die Medienarbeit wegweisende Fakten aus der konsultierten Fachliteratur.

 

Zu jedem Zeitpunkt der Saison beklagten sich etwa 42 % der U14 und U15 Athletinnen und Athleten mit Gesundheitsproblemen. Diese umfassten traumatische Verletzungen mit klar zuordenbaren auslösenden Ereignissen, wie z.B. Stürzen (14 %), wobei hauptsächlich die Knie und Unterschenkel in Mitleidenschaft gezogen wurden, sowie Überlastungsbeschwerden (16 %) der Knie und des unteren Rückens. Bei etwa der Hälfte aller Verletzten, was zu jedem Zeitpunkt in der Saison 20 % aller Nachwuchsathletinnen und -Athleten entsprach, führten die Gesundheitsprobleme zu Einschränkungen des Leistungsvermögens im Training oder im Wettkampf. (2)

Weitere Hinweise auf Knieüberlastung und deren möglichen Langzeitfolgen ergaben sich aus Studien, in denen 88 % der 13-15-jährigen Athletinnen und Athleten auffällige Befunde im MRT aufwiesen. Die häufigsten Befunde der betroffenen Probanden waren mit 63 % Irregularitäten im Knochen des unteren Teil des distalen Femurs (unterenteil des Oberschenkelknochen), konkret an der Insertionsstelle des Wadenmuskels am Oberschenkelknochen. Des Weiteren wiesen 18.5 % dieser Kohorte Knorpelläsionen im Knie auf. Obwohl die Hälfte der Probanden einen Befund ohne klinische Symptome aufwies, sind dies alarmierende Zahlen. Bei 11 % detektierte man Auffälligkeiten in der Kniescheiben-Sehne (lat. Patellasehne), wobei diese Athletinnen und Athleten mit einer Ausnahme allesamt entsprechende Symptome beklagten. (3)

Die vierjährige Nachuntersuchung zeigte einen Rückgang der Beschwerden über der Patellarsehne. Trotz dieses beobachteten Rückganges bleiben Veränderungen in den mechanischen Eigenschaften der Sehnen bei symptomfreien Skifahrern mit PT-Vorgeschichte nachhaltig bestehen, was auf degenerative Prozesse hinweist und ein Belastungsmanagement umso wichtiger macht. (4)

Ein wichtiger Grund, den Fokus auf präventives Training zu legen, ist die Vermeidung von akuten Verletzungen wie Kreuzbandrissen, die mit einem erhöhten Risiko für Osteoarthritis im Knie einhergehen. (4)

Wachstum

Neben dem Geschlecht und dem chronologischen Alter schien insbesondere auch das biologische Alter eine wichtige Rolle bei der Verletzungsanfälligkeit zu spielen. Die Studien zeigten, dass sich insbesondere junge Athleten nach einem Wachstumsschub (U15 im Vergleich zu U14) besonders häufig verletzen. Daher scheint es unabdingbar, ein entsprechendes Präventionstraining bereits vor dem Wachstumsschub zu beginnen und das Augenmerk auf allfällige gesundheitliche Beschwerden der Athleten und Athletinnen zu legen. (2) 

 

Anatomie

Um die Inhalte des Präventionsprogrammes besser verständlich zu machen, wurde das Webtool mithilfe von Bildern aus dem Anatomie E-Learning Programm der Universität Zürich Groscurth Open Anatomie der Universität Zürich ergänzt, welche die anatomischen Grundlagen des Bewegungsapparates optimal illustrieren.(5)

Was bedeutet ISPA?

Die Abkürzung ISPA steht für: Injury Screening and Prevention in Competitive Alpine Skiing.

Das Projekt ISPA war ein mehrjähriges Forschungsprojekt der sportmedizinischen Forschungsgruppe an der Universitätsklinik Balgrist mit dem Ziel, eine Wissensbasis zur effektiven Verletzungsprävention im Nachwuchsskirennsport zu schaffen.

Quellen

Bildquellen

Noel R.M. Schürmann, Startseite Präventionsprogramm Webtool, 2023, Universität Zürich

Webtool Verletzungsprävention                      Noel R. M. Schürmann