Skifahrerinnen und Skifahrer sind bekanntermassen einem erheblichen Verletzungsrisiko ausgesetzt.(1)
Das Knie ist unabhängig der Verletzungsätiologie die am häufigsten betroffene Körperregion. Diese kann sturzbedingter Natur (Kreuzbandrisse) sein oder durch Überlastungsschäden (Knorpelirregularitäten) Zustandekommen.(5) In einer MRI-Studie an einer Kohorte von weiblichen Skiathletinnen konnte bei rund 88 % der Probandinnen Auffälligkeiten an den Knien dokumentiert werden. Dies verdeutlicht, dass Skifahrerinnen noch mehr von Verletzungen betroffen sind als angenommen.(9)
Eine weitere Untersuchung der Frauen Elite ergab, dass 57.7 % der Athletinnen während ihrer Karriere mindestens eine traumatische Knieverletzung jeglicher Art erlitten haben. Das Auftreten von Überlastungsbeschwerden im Knie stand hierbei in direktem Zusammenhang mit einer vorangegangenen schweren traumatischen Knieverletzung und der Anzahl geleisteten Trainingsstunden.(4)
114 Skiathletinnen und Athleten der U16-Kategorie wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten zu Kniebeschwerden befragt. Dabei gaben 14.9 % an, unter erheblichen Knieüberlastungsbeschwerden zu leiden. Unter isolierter Betrachtung des Geschlechts waren es 12.8 % der Athletinnen sowie 16.4 % der Athleten, die betroffen waren.(3)
Die häufigste spezifische Knieverletzungsdiagnose im Skisport ist eine Kreuzbandverletzung (ACL-Verletzung),innerhalb einer Saison ziehen sich von 100 Athletinnen und Athleten rund 11 schwerwiegende Verletzungen am vorderen Kreuzband (ACL) zu(10), mit statistisch erhöhtem Vorkommen in den Hochgeschwindigkeits-Disziplinen.(11) Die aktuelle Evidenzlage zeigt eine alarmierend hohe Prävalenz von Kreuzbandverletzungen bei Skifahrerinnen und Skifahrern. In einer Studie mit 108 Athletinnen und Athleten aus der Schweiz im Alter von 13-15 Jahren wurden bei 6,5 % Auffälligkeiten am vorderen und hinteren Kreuzband (ACL & PCL) festgestellt. (5) Eine weitere Untersuchung mit 26 Teilnehmerinnen des Frauen Swiss Alpine Ski-Teams ergab, dass sich bereits über 30 % einer Operation am vorderen Kreuzband (ACL) unterzogen (4), zudem schienen Frauen gegenüber Männern anfälliger auf Kreuzbandverletzungen zu sein. (12) Auch bei den männlichen Athleten zeigte sich mit 27.2% eine hohe Rate von Kreuzbandrissen.(6) Knapp ein Fünftel der Betroffenen erlitten einen erneuten Kreuzbandriss am selben Knie, während 30,5 % einen zusätzlichen Riss am anderen Knie erlitten.(6) Diese Daten unterstreichen die Notwendigkeit präventiver Massnahmen und gezielter Trainingsprogramme, um das Risiko von Kreuzbandverletzungen im Skisport zu reduzieren.
In einer Studie mit 104 Nachwuchsathletinnen und Nachwuchsathleten der U15-Kategorie wurde die Beinachseninstabilität genauer untersucht und festgestellt, dass der dynamische Valgus, also das Einknicken des Knies bei einer Sprunglandung nach innen (X-Bein Stellung) bei Frauen stärker ausgeprägt ist als bei den Männern (Ø25 mm gegenüber Ø18 mm). Zudem bestand ein direkter Zusammenhang zum biologischen Entwicklungsstand, d.h. dem Fortschreiten des Wachstumsschubs.So konnte gezeigt werden, dass besonders während des Wachstumsschubs aufgrund einer zunehmenden Achseninstabilität ein Anstieg des Verletzungsrisikos vorlag. Zu beachten ist, dass Frauen den biologischen Entwicklungsschub rund 2 Jahre früher haben als Männer (11.7 Jahre gegenüber 13.4 Jahre).(7)
In der Literatur findet sich bei Athletinnen und Athleten mit einem Durchschnittsalter von 13 Jahren über verschiedene Sportarten hinweg eine Tendinopathie (Sehnenerkrankung) des der Patellarsehne.(2)Im Alter von 14-18 Jahren steigt diese Rate auf etwa 7.0 %. (3)
In einer aktuellen Studie mit 108 Athletinnen und Athleten des Schweizer Skiverbandes im Alter von 13-15 Jahren wurden bei insgesamt 31.5 % der Teilnehmer Patellarsehnenbeschwerden festgestellt, wobei 18.5 % der Beschwerden am oberen (proximalen) Ende der Sehne als "Jumper’s Knee" auftraten.(4)
In einer aktuellen Studie mit 108 Athletinnen und Athleten des Schweizer Skiverbandes im Alter von 13-15 Jahren wurden bei insgesamt 31.5 % der Teilnehmer Patellarsehnenbeschwerden festgestellt, wobei 18.5 % der Beschwerden am oberen (proximalen) Ende der Sehne als "Jumper’s Knee" auftraten.(2) Im Alter von 14-18 Jahren steigt diese Rate auf etwa 7.0 %. (3)
In einer aktuellen Studie mit 108 Athletinnen und Athleten des Schweizer Skiverbandes im Alter von 13-15 Jahren wurden bei insgesamt 31.5 % der Teilnehmer Patellarsehnenbeschwerden festgestellt, wobei rund 17.6 % der Beschwerden am unteren (distalen) Ende als "Osgood-Schlatter disease" auftraten.(4)
Da es sich um eine Verknöcherungsstörung aufgrund von Überbelastung handelt, sind vor allem Jugendliche im Wachstum betroffen.(2)
Dies ist zwar kein Befund, der mit einer Krankheit assoziiert ist, es ist trotzdem folgendes festhaltenswert. Bei einem 5-Jahresvergleich einer Kohorte von 105 Skiathletinnen und -athleten (Durchschnittsalter 14.6 Jahre) mit einer gleichaltrigen Kontrollgruppe hat man den Ursprung des m. gastrocnemius am Femur (Oberschenkelknochen) untersucht, indem man von der Grösse und Position des Sehnenansatzes Mass genommen hat. Hierbei stellte man fest, dass bei den Skisportlern 58 % Irregularitäten aufwiesen, während dies in der Kontrollgruppe nur bei 27 % der Fall war. Diese Irregularitäten betrafen zu 95,2 % den Ursprung des medialen (inneren) Muskelbauchs und zu 4.8 % jenen des lateralen (äusseren) Muskelbauchs.(8) In einer 2 Jahres Nachuntersuchung stellte man fest, dass die Unregelmässigkeiten der distalen femoralen Kortikalis immer noch vorhanden sind und sie somit nicht selbstlimitierend sind und während der Adoleszenz von allein verschwinden. Es sollte hier erwähnt werden, dass die Befunde keinen signifikanten Krankheitswert hatten. (9)
1) Link zur Studie: Spörri J, Kröll J, Gilgien M, Müller E. How to Prevent Injuries in Alpine Ski Racing: What Do We Know and Where Do We Go from Here? Sports Med. 2017;47(4):599-614.
6) Link zur Studie: Pujol N, Blanchi MP, Chambat P. The incidence of anterior cruciate ligament injuries among competitive Alpine skiers: a 25-year investigation. Am J Sports Med. 2007;35(7):1070-4.
7) Link zur Studie: Lynn Ellenberger1, Walter O Frey 2, Jörg Spörri1,2. Verletzungsprävalenz und Risikofaktoren im Ski Alpin. Sports Medical Research Group, Balgrist University Hospital; 2019.
11) Link zur Studie: Flørenes TW, Bere T, Nordsletten L, Heir S, Bahr R. Injuries among male and female World Cup alpine skiers. Br J Sports Med. 2009;43(13):973-8.
Noel R.M. Schürmann, Präventionsprogramm Webtool, 2023, Universität Zürich
Noel R.M. Schürmann, Kopf Präventionsprogramm Webtool, 2023, Universität Zürich
Webtool Verletzungsprävention Noel R. M. Schürmann