Zu jedem Zeitpunkt der Saison beklagten etwa 42 % der U14 und U15 SkifahrerinnenGesundheitsprobleme. Diese umfassten traumatische Verletzungen mit klar zuordenbaren auslösenden Ereignissen, wie z.B. Stürzen (14 %), wobei hauptsächlich die Knie und Unterschenkel in Mitleidenschaft gezogen wurden, sowie Überlastungsbeschwerden (16 %) der Knie und des unteren Rückens. Bei etwa der Hälfte aller Verletzten, was zu jedem Zeitpunkt in der Saison 20 % aller Nachwuchsathletinnen und -athleten entsprach, führten die Gesundheitsprobleme zu Einschränkungen des Leistungsvermögens im Training oder im Wettkampf. (1)
Rund 80.3 % der Skirennfahrerinnen und Skifahrer im Alter von 15-18 Jahren gaben an, in den letzten 12 Monaten an Schmerzen im unteren Rücken gelitten zu haben, während 50.7 % in den letzten 7 Tagen Beschwerden von ähnlichem Charakter beklagten. Von diesen berichteten 28.2 % über Beeinträchtigungen im Alltag, 27.7 % liessen ihre Beschwerden gar medizinisch abklären. Insbesondere im Riesenslalom und Slalom wurden vermehrt Rückenschmerzen festgestellt, wahrscheinlich aufgrund der hohen Geschwindigkeit der Bewegungen, was die Bedeutung eines prophylaktischen Trainings der Rückenstabilisatoren unterstreicht. (2)
Im Bereich des Rumpfes treten weniger, auf Unfälle zurückzuführende sogenannt traumatische Verletzungen auf, sondern viel mehr Abnutzungserscheinungen aufgrund chronischer Überbelastung, die zu funktionellen Dysbalancen führen können. Über 50 % der Skirennfahrerinnen und Skirennfahrern im Alter von 15-18 Jahren berichteten von Rückenschmerzen, wobei rund 20 % von gravierenden und entsprechend leistungseinschränkenden Schmerzen geplagt waren. (3)
Auch bildmorphologisch fanden sich einige interessante Aspekte: Skirennfahrer*innen im Alter von 13-15 Jahren zeigten in 37 % der Fälle eine oder mehrere Auffälligkeiten im MRT. Die häufigsten Befunde waren Bandscheibendegenerationen (23.1 %), Schmorl-Knoten (19.4 %) und Endplattenveränderungen der Wirbelkörper (10.2 %). Bei männlichen Skirennfahrern wurden ausschliesslich Auffälligkeiten am pars interarticularis des Wirbelbogens (10.2 %) festgestellt. Es wurde auch ein Zusammenhang zwischen einem altersbedingten geringeren Querschnitt der Multifidus-Muskulatur und einem häufigeren Auftreten von Bandscheibenprotrusionen und Endplattenveränderungen festgestellt, was bezüglich einer erfolgreichen Präventionsarbeit beachtet werden sollte. Es ist wichtig, das Alter und insbesondere das Wachstumsstadium der Sportler zu berücksichtigen, da Faktoren wie der Querschnitt der Multifidus Muskulatur und das Wachstum einen Einfluss zu haben scheinen und daher Schwerpunkte in der Prävention darstellen. Überlastungsbedingte strukturelle Veränderungen schritten während der Adoleszenz voran und heilten nicht von selbst. Im Gegenteil, die 2-jährlichen Nachuntersuchungen zeigten einen Anstieg von Bandscheibendehydration (Ausgangswert 16 %, Nachuntersuchung 33 %), wie auch einen Anstieg von Bandscheibenprotrusionen (Ausgangswert n = 7, Nachuntersuchung n = 19).(4)
Noel R.M. Schürmann, Präventionsprogramm Webtool, 2023, Universität Zürich
Webtool Verletzungsprävention Noel R. M. Schürmann